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Geistige Aktivität beim Zocken mindert das Demenzrisiko

Autor: Michael Brendler

Gute Karten für ein gutes Gedächtnis. Gute Karten für ein gutes Gedächtnis. © Fotolia/Ingo Bartussek
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Kognitive Anregung im Alter senkt das Demenzrisiko, heißt es immer wieder. Und das scheint auch zu stimmen.

Die zahlreichen Studien zum Thema lassen regelmäßig wichtige Fragen offen: Wirken geistig rege Personen möglicherweise nur deshalb im Alter kognitiv fitter, weil sie auch in anderer Hinsicht gesünder leben? Oder: Muss es immer Bücherlesen oder Schachspielen sein, mit dem die Alten ihren Verstand fordern?

Dr. Allen T. C. Lee von der Psychiatrischen Abteilung der Chinese University of Hong Kong und seine Kollegen wollten es genau wissen. Über mehrere Jahre hinweg (Median: 5 Jahre) fragten die Wissenschaftler regelmäßig das Freizeitverhalten von 15 582 Chinesen im Rentenalter (Median: 74 Jahre) ab, wobei sie auch Mah-Jongg, Kartenspiele und sogar Pferdewetten als kognitives Training werteten. Alle Studienteilnehmer waren mindestens 65 Jahre alt, lebten zu Hause und zeigten zu Beginn keinerlei Anzeichen von Demenz. Personen, die innerhalb der ersten drei Jahre der Untersuchung erste Symptome geistigen Verfalls zeigten, fielen aus der Studie heraus.

Das Ergebnis: Selbst bei Berücksichtigung der verschiedensten Einflussfaktoren wie dem körperlichen Gesundheitszustand, Rauchen oder der Ernährung der Probanden wiesen die zu Studienbeginn intellektuell Aktiveren eine um 29 % niedrigere Erkrankungswahrscheinlichkeit auf. Möglicherweise, schlussfolgern die Autoren, helfen die geistig fordernden Tätigkeiten selbst im höheren Lebensalter noch, eine Demenz zu verhindern oder zumindest zu verzögern.

Erst im Alter zu beginnen, bringt wahrscheinlich wenig

Dr. Deborah Blacker von der Abteilung für Psychiatrie der Harvard Medical School, Boston, und Dr. Jennifer Weuve von der Epidemiologie der Boston University School of Public Health geben allerdings zu bedenken, dass möglicherweise erst die Gesamtheit eines geistig aktiven Lebens für den beobachteten Effekt verantwortlich sein könnte. Ein Last-Minute-Training im hohen Alter würde dann, anders als von den Wissenschaftlern um Dr. Lee behauptet, wenig bewirken.

Letztendlich könnten die verbleibenden Unsicherheiten nur randomisierte Studien klären. Die seien jedoch wegen des erforderlichen langen Zeitraums naturgemäß nahezu unmöglich durchzuführen.

Quellen:
Lee ATC et al. JAMA Psychiatry 2018; online first
Blacker D, Weuve J. A.a.O.